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… MIT HERZ UND BAUCH DABEI
Ursprünglich habe ich Jura studiert, beide Staatsexamen gemacht und als Rechtsanwältin gearbeitet. Allerdings merkte ich schnell, dass die juristische Arbeit nicht mein Lebenstraum ist. Es war mir zu trocken. Ich brauche einfach den Kontakt zu Menschen. In der Bahnhofsmission hatte ich vom ersten Tag an Spaß und dachte „jetzt biste beruflich angekommen“. Denn hier hatte ich das erste Mal das Gefühl, dass ich etwas tue, was gut für andere ist, und damit auch gut für mich. Jura war eher so eine kopfgesteuerte Vernunftssache. Bei der Bahnhofsmission dagegen sind mein Herz und mein Bauch auch dabei. Letzten Winter hat es einer unserer Langzeitgäste geschafft, aus der Obdachlosigkeit rauszukommen, das war ein schönes Erlebnis. Es kommt selten vor, dass das jemand schafft. Aber er hatte es zu einer Unterkunft und Geld gebracht und kam manchmal noch bei uns vorbei und hat berichtet, wie es läuft. Er hat dann sogar selbst angefangen, sich ehrenamtlich zu engagieren.
Die größte Herausforderung für uns ist, dass jeder Tag in der Bahnhofsmission anders läuft. Manchmal haben wir zu viele Lebensmittel und einen leeren Raum, an anderen Tagen ist es wieder genau andersherum. Es ist schwierig planbar, da unsere Tür immer für jeden offen steht. Aber das Schöne am Arbeiten in der Bahnhofsmission ist, dass man täglich helfen kann und einfach mit einem guten Gefühl nach Hause geht, weil man weiß, man hat wieder etwas getan, damit es den Menschen etwas besser geht.
(Ulrike Reiher, kommissarische Leiterin)